Was ist gute digitale Lehre?
Noch zu Beginn dieses Jahrtausends ging es um die Frage, wie die technologische Entwicklung die Prozesse des Lernens und Lehrens unterstützen kann. Heute wird die Notwendigkeit der Digitalisierung der Lehre nicht mehr in Frage gestellt. Nicht mehr das ob, sondern vielmehr das WIE steht im Mittelpunkt der Diskussionen. So definieren Klimsa & Issing im Jahr 2011 digitalisierte Lehre noch als „Formen von Lernen, bei denen digitale Medien für die Distribution und Präsentation von Lernmaterialien einschließlich der Unterstützung zwischenmenschlicher Kommunikation in Lernprozessen zum Einsatz kommen“ ( S. 14).
Aus mediendidaktischer Perspektive geht es aber darum, wie Medien in Bildungskontexten das Lehren und auch das Lernen nachhaltig unterstützen können. Denn die „Digital Natives“, jene Generation die mit Smartphone und Tablet aufgewachsen ist, sitzen inzwischen in den Lehrveranstaltungen der Hochschulen. Der Umgang mit mobilen Endgeräten ist für sie selbstverständlich geworden und so erledigen sie einen Großteil ihrer alltäglichen Erledigungen über das Internet: sie bestellen online, erledigen die Bankgeschäfte mittels App, zahlen mit ihrem Smartphone, kommunizieren miteinander und beschaffen sich die notwendigen Informationen einfach aus dem Netz.
Diese Generation verfügt über ein großes Maß an „Medienbedienkompetenz“ (vgl.Handke 2017 S. 36f.), die oftmals ausreicht, benötigte Informationen im Internet zu finden. „Ob es ihnen dabei allerdings gelingt, auch die für ihre inhaltlichen Ziele adäquaten Inhalte in qualitätsgesicherter Form aufzufinden, ist eine andere Frage“ (ebd.). An dieser Stelle kann und sollte die Digitalisierung der Lehre greifen. Der Umgang mit den Medien ist den Studierenden bekannt und vertraut, den didaktischen Mehrwert sollte die Hochschule liefern.
In den Fokus mediendidaktischer Planungen rücken dabei zunehmend flexible Lehr- und Lernformen. Es geht um „Lernangebote, die die vielfältigen Möglichkeiten der Medien nutzen, um nachhaltig Lernerfolge zu erzielen“ (Kerres 2012). Dabei soll die Selbstverständlichkeit, mit der Medien genutzt werden, auch für Lehr-Lernzwecke eingesetzt werden und neue Möglichkeiten des anderen, vielleicht besseren Lernens eröffnen.
Dabei sollte die Digitalisierung von Inhalten immer unter dem Aspekt des Mehrwerts betrachtet werden: bietet die Digitalisierung tatsächlich einen Mehrwert aus didaktischer Sicht oder bietet sie allein eine Lösung für den Wunsch Studierender nach örtlicher und zeitlicher Ungebundenheit (vgl. Handke 2017)? Es gilt festzuhalten, dass digitale Lehre nicht automatisch den Lernerfolg erhöht. Besonders unterhaltsame Elemente digitaler Lehre können sogar dazu führen, dass die Auseinandersetzung mit den eigentlichen Lehrinhalten reduziert wird und damit zu geringerem Lernerfolg führt. Vielmehr ist die Frage nach Lernerfolg immer eine Frage der gewählten didaktischen Methode und damit unabhängig von Form und Grad der Digitalisierung. So ist nicht jedes Studienmodul gleich zu digitalisieren, sondern bedarf jeweils einer individuellen Lösung. Die Digitalisierung der Lehre an Hochschulen kann einen Rahmen bieten, der zielgruppenspezifisch und fachspezifisch ausgefüllt werden kann.
Der Einsatz von digitalen Lehr-/Lernangeboten kann einer zunehmend heterogenen Studierendenschaft mehr Flexibilität bieten, indem sich verschiedene Phasen des Studiums individueller an unterschiedliche Lebensformen, Bildungsbiographien und Studienstrategien anpassen lassen (vgl. HFD).