Auf den vorigen Seiten haben wir Ihnen die technisch notwendigen Details und Voraussetzungen für funktionierende Online-Seminare vorgestellt. Doch eine funktionierende Technik ist nicht alles - auch in Präsenz füllen Sie den klassischen Vorlesungsraum erst durch Ihre Lehrenden-Persönlichkeit und Aktivität mit Leben.
Wie Sie das auf Online-Seminare übertragen können? Hier finden Sie unsere Tipps für erfolgreiche, interaktive Online-Seminare - ohne Ärger, Frust und Abbrüche.
Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken darüber, welche Technik Sie für welches Lehrszenario benötigen und richten Sie Ihre Technik ein. Testen Sie Hard- und Software im Vorfeld und planen Sie auch vor jeder Veranstaltung einen kurzen Slot zum eigenen Technik-Check ein. Denn funktionierende Technik fällt nicht auf, sie läuft "einfach" - Probleme der/des Vortragenden bei Bild & Ton fallen aber sofort auf und ermöglichen Ihnen keinen stressfreien Start in die Veranstaltung. Überlegen Sie sich auch im Vorfeld, welches Webkonferenz-Tool Sie nutzen möchten (siehe Kapitel 2.3) und bereiten Sie den jeweiligen Raum vor. Welche Rechte sollen die Teilnehmenden haben? Laden Sie benötigte Dateien bereits vorab hoch und entscheiden Sie sich für ein Layout, das für Ihr Lehrszenario geeignet ist.
Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie? Sind diese vor Ort dabei, schalten sie sich online dazu oder werden sich eine Vielzahl der Studierenden die Aufzeichnung erst im Anschluss ansehen? Die erwartete Gruppengröße ermöglicht Ihnen auch die Planung und Vorbereitung von aktivierenden Elementen, die ein Online-Seminar spannend und abwechslungsreich halten. Bei einer erwarteten Gruppengröße von bis zu 20 Teilnehmenden können Sie die Studierenden aktiv mit einbinden, Wortbeiträge, Bildschirmfreigaben und weitere Elemente sind problemlos möglich. Sie erwarten mehr Studierende und möchten dennoch nicht auf die Aktivität verzichten? Dann arbeiten Sie mit Gruppen- oder so genannten Breakout-Räumen! Hier können Sie den Studierenden Aufgaben zuweisen und Ihnen Zeit zur Diskussion und Bearbeitung in kleineren Gruppen geben. Ähnlich zu Präsenz-Veranstaltungen können Sie von Gruppe zu Gruppe "wandern", die Studierenden unterstützen, bei Fragen zur Seite stehen und alle Gruppe zentral moderieren. Die Aufteilung auf Gruppen- oder Breakout-Räume wird von den gängigen Webkonferenz-Systemen Adobe Connect, Zoom und BigBlueButton unterstützt.
Informieren Sie Ihre Studierenden im Vorfeld darüber, was sie im Online-Seminar erwartet. Dazu zählen neben dem Link auf den Veranstaltungsraum (ggf. inkl. Passwort) auch die geplante Agenda sowie Ihre Erwartungshaltung an die Teilnehmenden. Diktieren Sie Ihre "Spielregeln" für das Online-Seminar: Kamerabild der Teilnehmenden (ja/nein)? Wird die Veranstaltung aufgezeichnet? Welche Teilnahmeform ist möglich (Präsenz? Online? Beides?). So können sich auch die Studierenden schon im Vorfeld auf die Webkonferenz einstellen und vorbereiten.
Öffnen Sie den Veranstaltungsraum etwa zehn bis 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn für die Teilnehmenden. So ermöglichen Sie auch den Studierenden einen kurzen Technik-Check: kann ich etwas hören? Kann man mich hören? Warum steht mein Kamerabild auf dem Kopf? Nutzen Sie diese Zeit ruhig schon als Warm-up für alle. So können Sie schließlich pünklich und in einem funktionierenden Setup starten.
In der Präsenz-Lehre füllen Sie die Hörsäale, aber in der Online-Lehre nutzen die Studierenden nur die Aufzeichnung aus dem Archiv und Sie sprechen in einen schwarzen Bildschirm? Geübte und funktionierende rhetorische Techniken aus der Präsenz-Lehre lassen sich leider nicht 1:1 auf die Online-Lehre übertragen. Allein durch Ihre physische Anwesenheit unterstützen Sie Ihre Form des Lehrens und Vortragens - nicht immer können diese Aspekte so über den Bildschirm übertragen werden. Versuchen Sie, auch in der Online-Lehre auf Ihre Studierenden einzugehen: fühlen sich die Teilnehmenden abgeholt? Herrscht Verständnis oder Unverständnis beim Gegenüber? Mit aktivierten Kamerabildern der Teilnehmenden haben Sie die Möglichkeit, die Mimik der Zuhörenden zu lesen und einzuschätzen. Berücksichtigen Sie, dass das Zuhören vor dem Bildschirm deutlich schneller ermüdet als es in physischer Präsenz der Fall ist. Berücksichtigen Sie dies und bauen Sie Phasen der aktiven Mitarbeit ein. Es gibt zahlreiche Tools, die Sie für ein kollaboratives Miteinander nutzen können. So lassen sich z.B. über Mentimeter, Eduvote oder Pingo schnell Umfragen in die Webkonferenz einbinden, die eine unmittelbare Beteiligung und Darstellung der Ergebnisse im Konferenztool ermöglichen. Die genutzten Umfragen (z.B. Wissensstandabfragen, Feedback, etc.) können Sie im Vorfeld vorbereiten und die Ergebnisse auch im Anschluss noch nutzen/herunterladen. Auch die Webkonferenz-Tools verfügen über integrierte Apps/Aktivitäten/Pods zum einfachen Erstellen von Umfragen und Quizzes. So können Sie die Studierenden aktiv mit einbinden und gleichzeitig ein Stimmungsbild aufnehmen und darauf reagieren. War die Thematik verständlich? Sind die Teilnehmenden noch bei der Sache? Offerieren Sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen - häufig werden in virtuellen Settings mehr Fragen gestellt als beim Aufzeigen im Hörsaal. Nutzen Sie das für Sich! Mit den integrierten Frage-Antwort-Pods in Adobe Connect oder auch mit extern einbindbaren Tools wie "Frag jetzt!" oder "Slido" lassen sich Fragen formulieren und auch in ihrer Bedeutsamkeit für die anderen Studierenden priorisieren!