Auf den vorigen Seiten haben wir Ihnen die technisch notwendigen Details und Voraussetzungen für funktionierende Online-Seminare vorgestellt. Doch eine funktionierende Technik ist nicht alles - auch in Präsenz füllen Sie den klassischen Vorlesungsraum erst durch Ihre Lehrenden-Persönlichkeit und Aktivität mit Leben.
Wie Sie das auf Online-Seminare übertragen können? Hier finden Sie unsere Tipps für erfolgreiche, interaktive Online-Seminare - ohne Ärger, Frust und Abbrüche.
Planung des Lehrszenarios
Machen Sie sich zunächst Gedanken, welches Lehrszenario Ihnen vorschwebt und welche Voraussetzungen vorliegen: Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie? Sind diese vor Ort dabei, schalten diese sich online dazu oder werden sich eine Vielzahl der Studierenden die Aufzeichnung erst im Anschluss ansehen? Die erwartete Gruppengröße ermöglicht Ihnen auch die Planung und Vorbereitung von aktivierenden Elementen, die ein Online-Seminar spannend und abwechslungsreich halten. Werden Sie vor Ort an der Hochschule sein oder Ihre Technik im HomeOffice nutzen? Diese Überlegungen sind ebenso essentiell wie die Frage nach der eingesetzten Software: die unterschiedlichen Webkonferenz-Systeme weisen einen vergleichbaren Funktionsumfang auf, unterscheiden sich aber in der Anwendung, der Möglichkeit der Vorbereitung eines Seminar-Raums und der Integration in einen moodle-Kurs. Überlegen Sie sich daher im Vorfeld, welches Webkonferenz-Tool Sie nutzen möchten (siehe Kapitel 2.3.2) und bereiten Sie den jeweiligen Raum vor. Welche Rechte sollen die Teilnehmenden haben? Laden Sie benötigte Dateien bereits vorab hoch und entscheiden Sie sich für ein Layout, das für Ihr Lehrszenario geeignet ist.
Technisches Setup inkl. Technik-Check
Je nach Lehrszenario (vgl. Kapitel 2.3.1.) benötigen Sie unterschiedliches Equipment für Ihre Veranstaltung. Richten Sie Ihre Technik ein und testen Sie Hard- und Software im Vorfeld. Planen Sie auch vor jeder Veranstaltung einen kurzen Slot zum eigenen Technik-Check ein. Denn funktionierende Technik fällt nicht auf, sie läuft "einfach" - Probleme der/des Vortragenden bei Bild & Ton fallen aber sofort auf und ermöglichen Ihnen keinen stressfreien Start in die Veranstaltung.
Gestaltung des Lehrszenarios
Sie wissen nun, mit welcher Technik Sie arbeiten und ob Sie eher eine Vorlesung halten, ein kollaboratives Seminar oder eine Sprechstunde anbieten möchten. Nun können Sie Ihr Lehrszenario konkret gestalten.
Die Webkonferenz-Systeme bieten Ihnen unterschiedliche Layouts für die verschiedenen Formen eines Online-Seminars. Steht eine Präsentation im Vordergrund oder Sie als Vortragende(r)? Das Layout ermöglicht es Ihnen, den jeweiligen Fokus zu setzen.
Bei einer erwarteten Gruppengröße von bis zu 20 Teilnehmenden können Sie die Studierenden aktiv mit einbinden, Wortbeiträge, Bildschirmfreigaben und weitere Elemente sind problemlos möglich.
Sie erwarten mehr Studierende und möchten dennoch nicht auf die Aktivität verzichten? Dann arbeiten Sie mit Gruppen- oder so genannten Breakout-Räumen! Hier können Sie den Studierenden Aufgaben zuweisen und Ihnen Zeit zur Diskussion und Bearbeitung in kleineren Gruppen geben. Ähnlich zu Präsenz-Veranstaltungen können Sie von Gruppe zu Gruppe "wandern", die Studierenden unterstützen, bei Fragen zur Seite stehen und alle Gruppe zentral moderieren.
Die Aufteilung auf Gruppen- oder Breakout-Räume wird von den gängigen Webkonferenz-Systemen Adobe Connect, Zoom und BigBlueButton unterstützt.
Informieren & Einladen
Informieren Sie Ihre Studierenden im Vorfeld darüber, was sie im Online-Seminar erwartet. Dazu zählen neben dem Link auf den Veranstaltungsraum (ggf. inkl. Passwort) auch die geplante Agenda sowie Ihre Erwartungshaltung an die Teilnehmenden.
Diktieren Sie Ihre "Spielregeln" für das Online-Seminar: Kamerabild der Teilnehmenden (ja/nein)? Wird die Veranstaltung aufgezeichnet? Welche Teilnahmeform ist möglich (Präsenz? Online? Beides?).
So können sich auch die Studierenden schon im Vorfeld auf die Webkonferenz einstellen und vorbereiten.
Geben Sie sich Zeit!
Öffnen Sie den Veranstaltungsraum etwa zehn bis 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn für die Teilnehmenden. So ermöglichen Sie auch den Studierenden einen kurzen Technik-Check: kann ich etwas hören? Kann man mich hören? Warum steht mein Kamerabild auf dem Kopf? Nutzen Sie diese Zeit ruhig schon als Warm-up für alle. So können Sie schließlich pünklich und in einem funktionierenden Setup starten.
Online-Lehre ≠ Präsenz-Lehre
In der Präsenz-Lehre füllen Sie die Hörsäale, aber in der Online-Lehre nutzen die Studierenden nur die Aufzeichnung aus dem Archiv und Sie sprechen in einen schwarzen Bildschirm? Geübte und funktionierende rhetorische Techniken aus der Präsenz-Lehre lassen sich leider nicht 1:1 auf die Online-Lehre übertragen. Allein durch Ihre physische Anwesenheit unterstützen Sie Ihre Form des Lehrens und Vortragens - nicht immer können diese Aspekte so über den Bildschirm übertragen werden. Versuchen Sie, auch in der Online-Lehre auf Ihre Studierenden einzugehen: fühlen sich die Teilnehmenden abgeholt? Herrscht Verständnis oder Unverständnis beim Gegenüber? Mit aktivierten Kamerabildern der Teilnehmenden haben Sie die Möglichkeit, die Mimik der Zuhörenden zu lesen und einzuschätzen. Berücksichtigen Sie, dass das Zuhören vor dem Bildschirm deutlich schneller ermüdet als es in physischer Präsenz der Fall ist. Berücksichtigen Sie dies und bauen Sie Phasen der aktiven Mitarbeit ein. Es gibt zahlreiche Tools, die Sie für ein kollaboratives Miteinander nutzen können. So lassen sich z.B. über Mentimeter, Eduvote oder Pingo schnell Umfragen in die Webkonferenz einbinden, die eine unmittelbare Beteiligung und Darstellung der Ergebnisse im Konferenztool ermöglichen. Die genutzten Umfragen (z.B. Wissensstandabfragen, Feedback, etc.) können Sie im Vorfeld vorbereiten und die Ergebnisse auch im Anschluss noch nutzen/herunterladen. Auch die Webkonferenz-Tools verfügen über integrierte Apps/Aktivitäten/Pods zum einfachen Erstellen von Umfragen und Quizzes. So können Sie die Studierenden aktiv mit einbinden und gleichzeitig ein Stimmungsbild aufnehmen und darauf reagieren. War die Thematik verständlich? Sind die Teilnehmenden noch bei der Sache? Offerieren Sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen - häufig werden in virtuellen Settings mehr Fragen gestellt als beim Aufzeigen im Hörsaal. Nutzen Sie das für Sich! Mit den integrierten Frage-Antwort-Pods in Adobe Connect oder auch mit extern einbindbaren Tools wie "Frag jetzt!", Frag mich! oder "Slido" lassen sich Fragen formulieren und auch in ihrer Bedeutsamkeit für die anderen Studierenden priorisieren!
Bleiben Sie authentisch!
Etwas funktioniert nicht so wie geplant oder die Beteiligung der Studierenden ist nicht so wie erhofft? Bleiben Sie authentisch und kommunizieren Sie mit Ihren Studierenden. Empathie ist gerade in der Online-Lehre ein ausschlaggebender Faktor für funktionierende und damit erfolgreiche Online-Seminare - auf und für beide Seiten. Formulieren Sie Ihre Wünsche und Ansprüche - dann können sich die Teilnehmenden darauf einstellen. Und lassen Sie auch Wünsche und Anforderungen Ihrer Gegenüber zu:
Feedback
Gerade bei neu gestalteten Online-Seminaren ist Feedback einzuholen ein wichtiger Quell der Verbesserung. Was hat gut geklappt? Wo wünschen Sie / wo wünschen sich die Studierenden noch Veränderungen, die das Seminar noch erfolgreicher machen? Rufen Sie Ihre Teilnehmenden aktiv zu konstruktivem Feedback auf.
Bleiben Sie in Kontakt!
Digital gestützte Lehre kommt ohne (viel) physische Präsenz aus - gerade deshalb ist das Anbieten von Austauschmöglichkeiten und die Kontaktmöglichkeit außerhab der reinen Veranstaltung so wichtig. Richten Sie z.B. Frage-Foren für die Nachbereitung von Veranstaltungen ein.
Sie haben weitere Tipps für erfolgreiche Online-Seminare? Teilen Sie Ihre Erfahrungen gerne mit uns!