Klassifikation von Lehrvideos – Wichtige Entscheidungsparameter

Bevor Sie mit der Produktion eines Lehrvideos beginnen, sollten Sie zentrale Aspekte der geplanten Nutzung und Umsetzung definieren. Die folgenden Parameter helfen dabei, Ihr Lehrvideo didaktisch und technisch sinnvoll zu planen:


1. Verwendungszweck des Lehrvideos

Der Einsatz von Lehrvideos variiert je nach Lehrkontext und verfolgt unterschiedliche didaktische Ziele:

  • In der Präsenzlehre ergänzen Lehrvideos klassische Formate wie Vorlesungen oder Seminare. Sie können beispielsweise zur Einführung in ein Thema oder zur Nachbereitung von Inhalten genutzt werden.
  • Im Blended Learning, etwa im Inverted oder Flipped Classroom, werden Lehrvideos vor dem Präsenztermin bereitgestellt. Die Studierenden erarbeiten sich die Inhalte im Vorfeld, um sie im Präsenzseminar gemeinsam zu vertiefen und anzuwenden.
  • In der Online-Lehre bilden Lehrvideos häufig das Herzstück digitaler Lernmodule. Sie vermitteln zentrale Inhalte und sind in Lernplattformen wie Loop eingebettet, wo sie mit weiteren interaktiven Materialien kombiniert werden können.


2. Aufnahmemethode

Grundsätzlich lassen sich zwei Aufnahmearten unterscheiden:

  • Kameraaufnahme: Die Lehrperson oder ein Szenario wird mit einer Kamera gefilmt.
  • Screencast: Es wird ausschließlich der Bildschirm aufgezeichnet, etwa bei Präsentationen oder Software-Demonstrationen.

Auch eine Kombination beider Methoden ist möglich und bietet didaktisch vielseitige Gestaltungsspielräume.


3. Aufnahmesetting

Die technische und räumliche Umsetzung beeinflusst die Wirkung und den Charakter eines Lehrvideos. Drei Grundtypen lassen sich unterscheiden:

  • Classroom-Setting: Die Aufzeichnung erfolgt live im Hörsaal oder Seminarraum – oft vor Publikum. PowerPoint-Präsentationen können dabei als Screencast eingebunden werden. Diese Variante eignet sich vor allem zur Nachbereitung von Inhalten, z. B. bei Abwesenheit aufgrund von Krankheit oder anderen Gründen.
  • Office-Setting: Die Aufnahme findet in einem ruhigeren Umfeld statt – etwa im Büro, Seminarraum oder in der Bibliothek. Dieses Setting erlaubt eine realistische, alltagstaugliche Umsetzung und eignet sich besonders gut für kürzere Formate (max. 15 Minuten). Unterschieden wird hier zwischen sogenannten Micro- und Macro-Teaching-Videos (mehr dazu auf den folgenden Seiten).
  • Studio-Setting: Die Produktion erfolgt in professionell ausgestatteten Studios mit hoher technischer Qualität. Hier kommen oft Effekte, Musik und aufwändige Nachbearbeitung zum Einsatz. Dieses Format eignet sich besonders gut für komplexe Inhalte oder Experimente.


4. Länge des Lehrvideos

Die Wirksamkeit von Lehrvideos hängt maßgeblich von ihrer Länge ab. Aktuelle Studien bestätigen, dass kürzere Videos in der Regel eine höhere Aufmerksamkeit und ein stärkeres Engagement bei den Lernenden erzielen. Eine Untersuchung von Findeisen et al. (2019) zeigt, dass Videos, die länger als sechs Minuten sind, signifikant häufiger abgebrochen werden. Daher wird empfohlen, längere Lerninhalte in entsprechend kurze Videosequenzen zu unterteilen. (ganzer Artikel)

Auch die TechSmith-Studie zur Videonutzung aus dem Jahr 2024 betont die Bedeutung der Videolänge. Demnach gelten Videos ab 20 Minuten für 29% der Befragten als zu lang, während kürzere Videos bevorzugt werden.

Für eine effektive Wissensvermittlung sollten Lehrvideos möglichst kompakt gehalten werden. Eine maximale Länge von sechs Minuten wird empfohlen, um die Aufmerksamkeit der Lernenden zu erhalten und die Lernziele effizient zu erreichen.