3.2.1 Klassifikation von Lehrvideos

Für die Produktion von Lehrvideos sind sowohl technisches Verständnis als auch die passende Ausstattung erforderlich. Je nach Umfang und Komplexität des Vorhabens kann diese von der integrierten Notebook-Kamera über handelsübliche Video- oder Smartphonekameras samt Mikrofon bis hin zu professioneller Filmtechnik mit hochwertiger Kamera, Tonaufnahme und Beleuchtung reichen. Der damit verbundene technische und zeitliche Aufwand sollte keinesfalls unterschätzt werden. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass ein einmal produziertes Lehrvideo dauerhaft verfügbar ist und beliebig oft in der Lehre eingesetzt werden kann. Die vielfältigen Möglichkeiten audiovisueller Darstellung eröffnen zudem einen realitätsnahen und emotionalen Zugang zu den Inhalten. So können indirekte Erfahrungen vermittelt werden, wie sie im klassischen Hörsaal kaum möglich wären. Lernende können auf diese Weise etwa virtuelle Einblicke in Labore, Praxisbetriebe oder andere besondere Orte erhalten – ganz ohne physische Anwesenheit.

Bevor Sie mit der Produktion eines Lehrvideos beginnen, sollten Sie zentrale Aspekte der geplanten Nutzung und Umsetzung definieren. Die folgenden Parameter helfen dabei, Ihr Lehrvideo didaktisch und technisch sinnvoll zu planen:


1. Verwendungszweck des Lehrvideos

Der Einsatz von Lehrvideos variiert je nach Lehrkontext und verfolgt unterschiedliche didaktische Ziele:

  • In der Präsenzlehre ergänzen Lehrvideos klassische Formate wie Vorlesungen oder Seminare. Sie können beispielsweise zur Einführung in ein Thema oder zur Nachbereitung von Inhalten genutzt werden.
  • Im Blended Learning, etwa im Inverted oder Flipped Classroom, werden Lehrvideos vor dem Präsenztermin bereitgestellt. Die Studierenden erarbeiten sich die Inhalte im Vorfeld, um sie im Präsenzseminar gemeinsam zu vertiefen und anzuwenden.
  • In der Online-Lehre sind Lehrvideos ein zentrales Element digitaler Lernmodule. Sie vermitteln zentrale Inhalte und sind in Lernplattformen wie Loop eingebettet, wo sie mit weiteren interaktiven Materialien kombiniert werden können.


2. Aufnahmesetting

Das Setting, in dem ein Lehrvideo produziert wird, beeinflusst maßgeblich dessen Wirkung, Atmosphäre und technischen Anspruch. Grundsätzlich lassen sich drei Typen unterscheiden:

Classroom-Setting Die Aufzeichnung erfolgt live im Hörsaal oder Seminarraum – in der Regel vor Publikum. Begleitende Präsentationen (z. B. PowerPoint) können als Screencast eingeblendet werden. Dieses Format eignet sich besonders zur Nachbereitung von Präsenzveranstaltungen, etwa bei krankheitsbedingter Abwesenheit oder zur Wiederholung komplexer Inhalte.

Office-Setting Die Aufnahme findet in ruhiger Umgebung statt – beispielsweise im Büro, Seminarraum oder in der Bibliothek. Dieses Setting ermöglicht eine unkomplizierte, alltagstaugliche Produktion und eignet sich besonders für kompakte Formate mit weniger komplexen Lehrinhalten.

Studio-Setting Die Produktion erfolgt in einem professionell ausgestatteten Studio mit hochwertiger Technik, Beleuchtung, Ton und Nachbearbeitung. Oft kommen auch Musik, visuelle Effekte oder Green-Screen-Technik zum Einsatz. Dieses Setting eignet sich besonders für anspruchsvolle Inhalte.


3. Länge des Lehrvideos

Die Wirksamkeit von Lehrvideos hängt maßgeblich von ihrer Länge ab. Aktuelle Studien bestätigen, dass kürzere Videos in der Regel eine höhere Aufmerksamkeit und ein stärkeres Engagement bei den Lernenden erzielen. Eine Untersuchung von Findeisen et al. (2019) zeigt, dass Videos, die länger als sechs Minuten sind, signifikant häufiger abgebrochen werden. Daher wird empfohlen, längere Lerninhalte in entsprechend kurze Videosequenzen zu unterteilen. (ganzer Artikel)

Auch die TechSmith-Studie zur Videonutzung aus dem Jahr 2024 betont die Bedeutung der Videolänge. Demnach gelten Videos ab 20 Minuten für 29% der Befragten als zu lang, während kürzere Videos bevorzugt werden.

Für eine effektive Wissensvermittlung sollten Lehrvideos möglichst kompakt gehalten werden. Eine maximale Länge von sechs Minuten wird empfohlen, um die Aufmerksamkeit der Lernenden zu erhalten und die Lernziele effizient zu erreichen.